Zufalls-Sonette nach Raymond Queneau (1903–1976)

Ein Sonett ist eine Gedichtform mit 14 Versen, bestehend aus zwei Quartetten und zwei Terzetten. Das hier verwendete Reimschema lautet: abab abab ccd eed.
Raymond Queneaus Sonettbuch, bekannt unter dem Titel Cent Mille Milliards de Poèmes (auf Deutsch: Hunderttausend Milliarden Gedichte), ist ein wegweisendes literarisches Experiment, das die Grenzen konventioneller Poesie sprengt. Das Werk erschien erstmals in den 1960er‑Jahren und steht exemplarisch für den Geist der Oulipo-Bewegung, in der sich Schriftsteller und Mathematiker mit spielerischen, oft restriktiven Methoden der Textkreation auseinandersetzen.
Queneau entwickelte ein System, bei dem zehn Sonette – jedes bestehend aus 14 Versen – so konstruiert wurden, dass die entsprechenden Zeilen untereinander austauschbar sind. Konkret bedeutet dies: Die ersten Zeilen aller zehn Sonette können beliebig miteinander vertauscht werden, ebenso die zweiten Zeilen, und so weiter. Dadurch entsteht ein großer Kombinationsraum: Mit 10 Varianten pro Zeile ergeben sich 1014 (also hunderttausend Milliarden) mögliche Sonette.

Raymond Queneau

Die Sonettmaschine

kombiniert auf Knopfdruck die 14 verschiedenen Zeilen neu und ruft ein Sonett aus dem Pool hervor. Man kann bestimmen, wie viele Zeilen dabei aus dem vorhergehenden Sonett übernommen werden sollen. Wie beim Vorbild kommen 10 solcher Sonette der Form abab abab ccd eed zum Einsatz. Die Verse selbst stammen nicht von Queneau.
Vielmehr wurde ChatGPT gebeten, zehn deutschsprachige Sonette nach den gegebenen Regeln zu verfassen. Das ist der KI mit starken Einschränkungen gelungen, eine Überarbeitung war nötig, um z.B. gleiche Reimworte in unterschiedlichen Zeilen zu vermeiden. ChatGPT ist leider auch sehr kreativ bei der Erfindung neuer Worte, deren Sinn sich nicht erschließt. Das Ergebnis erreicht daher nicht das Niveau von Queneaus Lyrik, liefert aber einen Eindruck seiner Idee.

Raymond Queneau, Photo by Goodreads, CC BY-SA 4.0

Zeilen übernehmen (0–13): 5

Quick-Links

Suche

Schockwellenreiter

1967

© 2007 Ulrich Schwebinghaus